Kirche auf der Münsinger Alb

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Gottes Nähe in Zeiten der Unsicherheit

Eine Lese-Andacht zu Hebräer 13, 12-14

von Pfarrerin Maren Müller-Klinger, Münsingen-Trailfingen





Andacht zum Sonntag Judika am 29. März 2020

zum eigenen Lesen oder in der Familie feiern

 

Einen frohen Sonntag wünsche ich Ihnen!

Bitte suchen Sie sich einen Platz,

allein oder mit der Familie,

an dem Sie sich wohlfühlen

und ungestört sind.

Wenn Sie mögen,

entzünden Sie doch eine Kerze.

 

Eröffnung

Wir feiern zusammen mit vielen anderen Menschen an anderen Orten.

Nach dieser Woche atmen wir auf in Gottes Gegenwart

und feiern den Sonntag.

 

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

heute ist der fünfte Sonntag der Passionszeit.

Als Leitvers steht über der neuen Woche der Vers aus Matthäus 20,28: 

"Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele."

 

Mögen Sie singen oder summen?

 

Alternativ: EG 361 „Befiehl du deine Wege“

 

Psalm 43 – Der Wochenpsalm:

Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache

wider das unheilige Volk

und errette mich von den falschen und bösen Leuten!

Denn du bist der Gott meiner Stärke:

Warum hast du mich verstoßen?

Warum muss ich so traurig gehen,wenn mein Feind mich dränget?

Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten

und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,

dass ich hineingehe zum Altar Gottes,zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?

Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,

dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

           Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

           wie es war im Anfang, jetzt und immerdar

           und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.          

Gebet

Lieber Gott,

manchmal bin ich wirklich so „traurig gegangen“

in den vergangenen Tagen.

Wie ein Schiff im Sturm habe ich mich gefühlt.

Hin- und hergeworfen und ohne einen Plan,

wohin es weitergeht.

Sende Du mir dein Licht

und lass mir Deine Gegenwart aufstrahlen,

damit ich weiß, wo ich Halt finde.

Dir vertraue ich an, was mich umtreibt.

           Persönliches Gebet in der Stille

Du hast mich gehört. Dafür danken ich dir. Amen.

 

 

Gedanken zum Predigttext

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

die zweite Woche im Corona-Zustand liegt hinter uns.

Kinder haben sich daran gewöhnt, am Esstisch Schule zu haben.

Eltern jonglieren das Arbeiten zuhause und die Kinderbetreuung. Menschen, die allein leben, schaffen sich neue Rituale, um den Tag zu strukturieren.

Beim Spaziergang grüßen wir aus sicheren Abstand. 

Und im Großen und Ganzen schaffen wir das ganz gut.

 

Aber zugleich bleibt das Staunen und Rätseln über das, was da gerade um uns geschieht:

Wir beginnen zu ahnen, dass diese Ausnahmezeit uns noch lange beschäftigen wird.

Und Viele gehen mit einer unterschwelligen Anspannung durch die Tage:

Manche bangen um ihren Arbeitsplatz.

Die Frage, ob unser Gesundheitssystem den Anforderungen gewachsen ist, kann keiner zuverlässig beantworten.

Wir trauern um abgesagte Feste.

Und wir sorgen uns um schwache Menschen in unserer Nähe oder auch um uns selbst.

Was passiert da um uns her?

 

Keiner weiß es.

Wir alle sind gerade miteinander unterwegs in einem unbekannten Land.

Wir müssen uns irgendwie verhalten und Entscheidungen treffen,

auch wenn wir noch nicht wirklich abschätzen können,

was für Herausforderungen tatsächlich auf uns zukommen.

 

Vieles, das vor vier Wochen noch verlässlich war, ist ins Wanken gekommen:

Die Schulpflicht, das Einkaufen nach Lust und Laune,

das Dorfjubiläum in Trailfingen, der sonntägliche Gottesdienst.

Auf einmal ist alles fraglich geworden.

Und niemand kann wirklich sagen für wie lange.

Wir leben verunsichert.

 

Dieses Gefühl der Verunsicherung verbindet uns mit den ersten Hörern des Hebräerbriefs.

Sie lebten in einer anderen Zeit und hatten eine andere Welt um sich herum.

Wir denken und reden heute anders.

Aber, dass das Leben ratlos und bedrückt machen kann,

das war damals nicht anders als heute.

 

Verunsicherte Christen spricht dieser Brief an

und ermutigt zum Blickwechsel:

Schaut auf Jesus Christus,

schaut auf Gottes Gegenwart in dieser Welt!,

das ist die Botschaft des Hebräerbriefs.

Dort findet Eure verunsicherte Seele einen Ankerpunkt.

 

Ein kleiner Abschnitt aus eben diesem Brief ist für den vorletzten Sonntag der Passionszeit der vorgegebene Predigttext

12 Darum hat auch Jesus außerhalb des Stadttores gelitten.

Denn durch sein eigenes Blut wollte er das Volk heilig machen.

13 Lasst uns daher zu ihm hinausgehen vor das Lager.

Wir wollen die Schande auf uns nehmen, die er zu tragen hatte.

14 Denn wir haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt.

Sondern wir suchen nach der zukünftigen Stadt.

(Hebräer 13,12-14 nach der Basisbibel)

 

Lassen Sie uns von hinten anfangen:

Keine bleibende Stadt zu haben,

nichts zu haben, auf das auf Dauer Verlass ist

– das ist eigentlich immer eine Grundbedingung unseres menschlichen Lebens.

Gerade ist es uns allerdings sehr bewusst.

 

Die Stadt ist der gewohnte, geschützte Ort des alltäglichen Lebens.

Da, wo wir uns auskennen.

Wo wir uns sicher bewegen.

 

Der Hebräerbrief fordert uns auf, aus der Stadt hinauszugehen. Warum?

Weil draußen der Ort ist, 

wo wir Gott in seiner menschgewordenen Gestalt, in Jesus, finden. Jesus wurde vor den Stadttoren auf Golgatha gekreuzigt.

 

Da draußen ist Gott – nah und ungeschützt und verletzlich – zu finden.

Bei ihm, durch ihn lernen wir, wie das Leben geht.

Ein Leben, das im Gottvertrauen gehalten ist.

Ein Leben, das Ewigkeitswert hat.

Ein Leben, das Nähe und Ungeschützsein aushält

und Verletzlichkeit zulässt.

Ein Leben in Liebe.

 

Ob wir wollen oder nicht:

Wir sind grade alle draußen

– auch wenn wir viel drinnen in unseren Häusern sind.

Wir sind draußen aus den gewohnten Abläufen.

Draußen auch aus dem, wie wir normalerweise unsere Beziehungen leben.

Draußen aus dem, wie wir das Leben kennen.

 

Der Gott, der uns in Jesus Christus nahe gekommen ist,

der ist schon da

und kommt uns auch auf diesem unbekannten Terrain entgegen.

Bei aller Verunsicherung hat dieses Gottvertrauen, dieser Glaube Tragkraft.

 

Und wir können es in diesen Tagen sehen:

durch Gottes Gegenwart werden Menschen allerorten befähigt,

dieses Leben außerhalb der gewohnten Sicherheiten zu gestalten.

 

Die Menschen in den Krankenhäusern arbeiten mit vollem Einsatz.

Unseren Verwaltungen und Bürgermeister und Entscheidungsträger nehmen ihre Verantwortung wahr.

Eltern geben Kindern Halt und Liebe.

Nachbarn schauen aufmerksam nacheinander.

Musikinstrumente spielen Hoffnungslieder an den Fenstern.

Christen beten miteinander wenn die Glocken läuten.

 

Wir sind nicht allein in dieser Situation.

Gott ist da und Jesus zeigt uns wie das Leben geht – auch jetzt.

Gottes Geist gibt uns Rückenwind und Mut.

Ideenreichtum und Geduld.

Und Zukunftshoffnung über unseren Horizont hinaus.

 

Eine behütete Woche wünsche ich Ihnen,

ein zuversichtliches, von Gott gehaltenes Herz

und die nötige Kraft für ihre Tage!

Behüt Sie Gott - an Leib und Seele! Amen.

 

Gebet

Ratlos sind wir, Gott,

und bringen unsere Ratlosigkeit vor dich.

In Sorge um unsere Angehörigen sind wir,

und wir bringen unsere Sorge vor dich.

Bedrückt sind wir,

und wir bringen unsere Angst vor dich.

Dankbar sind wir für alle Menschen, die uns Mut machen,
und wir bringen unseren Dank für sie vor dich.

 

Mitten hinein in unsere Angst schenkst du uns das Leben.

Du schenkst uns Musik, Gemeinschaft und die Fürsorge unserer Freunde und Nachbarn.

Du schenkst uns Inspiration, Freundlichkeit und Mut.

Du schenkst uns den Glauben, die Liebe und die Hoffnung.
Dir vertrauen wir uns an – heute und morgen und an jedem neuen Tag.
Amen.

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name

 

Segen

Der HERR segnet Dich und behütet Dich. Der HERR lässt sein Angesicht leuchten über Dir und ist Dir gnädig. Der HERR erhebt sein Angesicht auf Dich und gibt Dir seinen Frieden. Amen.

 

 

Mit herzlichen Grüßen!

Ihre Pfarrerin Maren Müller-Klingler

 


 „Unterwegs mit Gott finden wir das Leben“ -

Ein Lied, das den Predigttext aufnimmt finden Sie hier:

https://www.youtube.com/watch?v=WKM7h2E6EMY

 


 

Wir sind gern für sie da:

Dekan Norbert Braun

Tel. 07381 2259, Norbert.Braun@elkw.de

 

Pfarrer Patrick Mauser

Tel. 07381 939644, patrick.mauser@elkw.de

 

Pfarrer Dr. Salomo Strauß

Tel. 07381 2239, salomo.strauß@elkw.de

Pfarrerin Maren Müller-Klingler

Tel. 07381 931568, maren.mueller-klingler@elkw.de